Wild ging es in den letzten Monaten zu. Erst eine aus deutscher Sicht enttäuschende WM in Russland, daraufhin Debatten, die erstaunlich wenig damit zu tun hatten, wie es mit der Nationalmannschaft von Jogi Löw weitergehen soll. Vergangenen Sonntag kam dann das nächste dicke Ding: Der Rücktritt von Mario Gomez.
Nach elf Jahren in der Nationalmannschaft, oder, wie er selbst sagt: seiner ganzen Karriere, möchte der 33-Jährige jetzt Platz schaffen für jüngere Nachwuchsspieler. In seiner Botschaft auf Facebook machte Gomez jedoch gleichzeitig ein Hintertürchen auf: Für den Fall, dass der Bundestrainer Bedarf für seinen Einsatz bei der Europameisterschaft 2020 sieht und er sich noch fit genug fühlt, würde er natürlich nicht nein sagen. Geschickter Zug, möchte man meinen, allerdings angesichts der turbulenten Zeiten im deutschen Team gar nicht so abwegig.
Der Hype um Mario Gomez ist nicht so gewaltig, wie um manche andere Spieler. Kleines Beispiel: Dass Stürmerstar Cristiano Ronaldo während seines Fitnesstests ein biologisches Alter von 23 attestiert wurde, ging durch alle Medien. Bei Gomez fiel das Ergebnis genauso gut aus – da wurde eher wenig Rummel drum gemacht. Scheint ihm aber auch ganz recht zu sein, schließlich fällt er häufiger durch Zurückhaltung auf. Und das, trotz einer beeindruckenden Karriere für die Nationalelf: Elf Jahre sind beachtlich, 31 Tore in 78 Spielen allerdings auch. Und auch seine Teilnahmen bei fünf großen Turnieren sprechen für sich. Bei drei Europameisterschaften (2008, 2012, 2016) sowie zwei Weltmeisterschaften (2010, 2018) lief er für das deutsche Team auf. Einziger Wermutstropfen: Seine Verletzung im Jahr 2014, die ihn während der WM in Brasilien davon abhielt, Teil des Weltmeisterteams zu sein. Schade – aber kein Grund für einen wie Mario Gomez, seine Karriere vorzeitig an den Nagel zu hängen. Wir sind gespannt, was noch kommt.